The long way – von Mac OS X zu GNU/Linux?

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das könnte einer der Hauptgründe sein, weshalb es mir so schwer fällt, letztlich den Schritt weg von Apple und hin zu GNU/Linux zu gehen. Der Wille ist da, der Versand sagt ja (Snowden sei dank), aber das Gewohnheitstier in mir sagt nein. Warum? Vielleicht weil ich mich im goldenen Käfig des Unternehmens aus Cupertino so wohl fühle? Wohl kaum.

Meine Musik kaufe ich immer noch lieber (oftmals ja nicht nur gebraucht sogar deutlich billiger als online) auf altmodischen physischen Medienträgern (CD anyone?). Die lassen sich einfacher (legal) verleihen und bei späterem Nicht(mehr)gefallen auch wieder verkaufen. Filme und Serien? Laufen bei mir eher „einfach so“ aus dem Internet, über Amazon Prime Instant Video oder werden auf Blu-Ray käuflich erworben. Was also hält mich bei Apple?

An der Hardware und Qualität des MacBook Air 11 kann es nicht mehr liegen. Hier haben sich etwa mit den Asus Zenbooks, dem Dell XPS 13 und diversen anderen Geräten durchaus ansehnliche Konkurrenten im PC-Lager aufgetan. Auch wenn die lange Akkulaufzeit der MacBooks noch nicht immer erreicht wird, so wird die Differenz doch immer kürzen. Allenfalls bei dem wirklich sehr geringen Verbrauch der MacBooks im Standby sieht die PC-Front oftmals noch alt aus. Was ist also der Hauptgrund dafür, dass ich trotz diverser Versuche mit unterschiedlichen Notebooks, immer wieder zu meine MacBook zurückkehre?

Zum einen ist es wohl die nahtlose Interaktion zwischen iPhone, MacBook Air und iPad. Zuletzt vor allem dank Continuity… wobei der Sicherheitswahnsinn mit weitergeleiteten SMS-TANs eigentlich ein klares Gegenargument ist. Außerdem ist es ja mit Aufwand verbunden, seine Termindaten und Kontaktdaten auf eine andere Plattform zu migrieren und die einfache Synchronisation zwischen Notebook und Mobiltelefon sicherzustellen. Der Mensch ist halt faul. Nur keine unnötige Energie aufwenden/verschwenden… (das ist wohl auch der Hauptgrund, weshalb zwar alle Slacktivisten mega engagiert auf Teilnahmebuttons eindreschen, ansonsten aber eher nicht mit echter physischer Anwesenheit auf Demos glänzen).

Zum anderen halten einen wohl die liebgewonnenen Oberfläche und eingeschliffenen Handgriffe bei Mac OS X. Ubuntu kommt für mich dank seiner Philosophie in den letzten Versionen nicht in Frage. Aber wenn ich bei Fedora sogar Hand anlegen muss, um eine einigermaßen hübsche und leserliche Font hinzubekommen, bin ich schon das erste mal genervt. Und dann erst das Thema Konsistenz… bei Apple passen Betriebssystem- und Programmoberflächen und Bedienung zumindest halbwegs einheitlich zusammen. Bei GNU/Linux kommt das nicht so häufig vor. Manchmal wünschte ich, statt dem fünften Fork oder der sechsten Programmalternative würde sich die Open Source Entwicklergemeinde mal gemeinsam einer Oberfläche, einem Programm oder einer Distribution widmen. Ja, Geschmäcker sind verschieden, aber ein richtiges Gericht ist mir, auch wenn es nicht mein Lieblingsgericht ist, doch lieber als zwei halbgare. Aber das ist eigentlich meckern auf hohem Niveau. Denn eigentlich findet man für GNU/Linux alles an Software was man braucht (und allzu umständlich ist die Arbeit mit unterschiedlichen Programm- und Designphilosophien dann doch nicht).

Der Hauptgrund für die Entscheidung langfristig von OS X auf GNU/Linux umsteigen zu wollen, liegt aber nicht bei Programmen oder Design. Er liegt zum einen in den spätestens durch Snowden aufgeworfenen Notwendigkeit von sicherem Computing, Datenschutz und sicherer Kommunikation (security by obscurity liegt Open Source dann doch deutlich ferner als den Sicherheitsbemühungen von Apple, Microsoft und co.). Aber natürlich ist auch Apple schuld. Nicht weil ihr OS und ihre Programme immer schlechter werden würden, nein, viel schlimmer, sie werden immer einfacher (das neue Fotos ist da ein gutes Beispiel). Apple schafft es wie wohl nur wenige Unternehmen, weniger Funktionsumfang und ausladendere Freiflächen (mit großen Designelementen) (und Notebooks mit nur einem Anschluss…) als das nächste Level der Software- und Harware-Evolution zu verkaufen. Aber ernsthaft: Wer will schon iOS auf einem Arbeitscomputer? Ich finde ja schon das (mehr oder weniger einfache) überstülpen von iOS vom iPhone auf das größere Display des iPad nicht nur gelungen.

MacBook 2015 – Ein (USB-C) Anschluss, sie alle zu knechten

Apple hat das neue MacBook 2015 mit 12 Zoll Retina-Display (16:10 Format mit 2304 x 1440 Pixeln; 226 ppi) vorgestellt. Dank Intel Core M Prozessor ist es nicht nur lüfterlos sondern auch dünner (1,31 cm), schmaler (28,05 cm) und leichter (920g) als das MacBook Air 11 geworden. Dabei konnte Apple die Laufzeit dank effektiver Platznutzung beim Akku auf 9-10 Stunden halten. Aufgrund der geringen Gehäusehöhe verbaut Apple ein neues Force Touch Trackpad. Es erkennt unterschiedliche Druckstärken des Fingers und kann deswegen auf dezidiertes mechanisches Klicken verzichten. Angepasst wurde das MacBook auch an die iPhone und iPad Linie: es gibt das MacBook in den Farbvarianten Gold, Silber und Spacegrau.

Apple-Fans werden sich daran gewöhnen müssen, dass ihr neues MacBook nicht mehr hell erleuchtet das Apfellogo vor sich her trägt. Noch mehr könnte es nerven, dass Apple für das Gerät 1.449 Euro aufruft (mit 256GB SSD und 8GB RAM) für die etwas schnellere Prozessorvariante mit doppelt großer SSD werden sogar 1.799 Euro fällig. Das prozessormäßig deutlich potentere MacBook Air ist da billiger.

Wirklich genervt scheinen aber wohl viele vor allem von der Entscheidung Apples zu sein, nur noch einen Anschluss (verdrehsicherer USB-C) am MacBook zu verbauen. Wohlgemerkt einen Anschluss für Strom/Ladeanschluss, USB und Video (VGA, HDMI, DisplayPort) zusammen. Ohne Adapter / Dockingstation wird man also Zuhause nichtmal das Gerät laden und gleichzeitig eine externe Festplatte nutzen können. Dafür muss jetzt bei einer Dockinglösung nur noch ein Kabel verbunden werden. Einigen wird wahrscheinlich unterwegs auch ein SD-Kartensleser im Gerät fehlen (was mich beim MacBook Air 11 bisher aber nur selten gestört hat). Der Stromanschluss über USB-C verfügt natürlich auch nicht mehr über den Stolperschutz durch eine magnetische Halterung. Einen großen Vorteil hat der neue USB-C Anschluss aber gegenüber dem MacSafe-Anschluss: da Apple nicht wie beim MacSafe über das Patent verfügt (und es nicht an Drittanbieter lizensiert) wird es möglich, dass günstige Netzteile von Alternativanbietern erscheinen. Außerdem kann einfach ein externer Akku zum mobilen Aufladen angeschlossen werden.

Wirklich konsequent wäre es jetzt wohl, wenn Apple auch bei iPad, iPhone und iPod den Lightning-Anschluss zugunsten von USB-C aufgeben würde (man wird ja noch träumen dürfen).

Die Luftnummer oder: Das neue iPad Air

Wow, Apple hat es geschafft. Nach vier Generationen des iPads macht Apple mir den Abschied aus seinem Goldenen Käfig mit der neuen Generation tatsächlich einfacher. Keine Frage, das iPad Air ist wirklich merkbar leichter und weniger voluminös als die 4. Generation. Allerdings bekommt man dafür den Eindruck, einer – zwar gut gemachten – China-Kopie aufgesessen zu sein. Die Abstriche, die Apple zur Reduktion von Gewicht und Dicke des iPads gemacht hat, sind leider beim Display bzw. dessen Oberfläche unüberseh- und fühlbar. Die Oberfläche ist noch etwas anfälliger für Fingerabdrücke, was aber nicht das schlimmste ist. Wirklich störend ist die höhere Flexibilität des Displays. Man hat dabei nicht nur das Gefühl, das Display stärker einzudrücken, sondern bekommt auch tatsächlich schon bei wenig Kraftaufwand ein ungewolltes optisches Feedback in Form von Schlieren. Ich weiß nicht, ob Apple nur die Oberflächenbeschichtung dünner gemacht hat oder das Material geändert wurde, auf jeden Fall ist das Ergebnis ein deutlicher Rückschritt. Dieser macht sich auch akustisch und haptisch bemerkbar. Das Tippen auf dem Display ist lauter, hört sich für mich hohler an und fühlt sich billiger an, irgendwie mehr nach Plastik.
Ansonsten lässt sich an der Qualität natürlich nichts aussetzen. Spaltmaße und Verarbeitung sind Top. Auch den schnelleren Prozessor merkt man deutlich (allein schon beim Starten anspruchsvollerer Apps). Über die veränderten Kanten kann man streiten. Ich finde die weniger stark abgeflachten Ränder des neuen iPad Air deutlich angenehmer. Dafür sind die neuen „Stereo-Lautsprecher“ ein Witz. Ganz nah beieinander, jeweils rechts bzw. links vom Lightning-Anschluss auf der kurzen Seite des iPads, angebracht, gibt es eigentlich keine sinnvolle Handhabung des iPad bei der man tatsächlich in den Genuss von Stereosound kommt. Immerhin kommt es seltener vor, dass man mit der Hand den ganzen Lautsprecher verdeckt. Das Gesamtpaket finde ich dann aber doch nicht wirklich überzeugend.