Gegenrede: Doch lieber Mac OS X statt Linux…

…zumindest auf dem Desktop? In den letzten Monaten habe ich versucht meine MacBook Air durch sieben unterschiedliche Notebooks (Lenovo Yoga 3 11, Lenovo Yoga 11s, Surface Pro 2 und 3, Samsung Series 9 900x3g, Lenovo Thinkpad Yoga, Asus Zenbook UX305) und GNU/Linux zu ersetzen (Ubuntu, Xubuntu, Debian Jesse und Fedora 21). Diesen Versuche sehe ich als gescheitert an. Letztlich liegt das nicht an der rein technischen Seite. Denn ob die gesamte Hardware von Linux unterstützt wird, ist zwar bei Notebooks extrem unterschiedlich, aber auch bei optimaler Unterstützung bleiben für mich zu viele Kompromisse. Dazu gehören unter anderem:

  • Ewig das gleich Thema: Touchpad
    Keine Frage, Touchpads funktionieren unter Linux mittlerweile (natürlich notebookabhängig) sehr viel besser, als ich es in Erinnerung habe. Allerdings sind die Unterdrückung ungewollter Mausbewegungen und die Handballenerkennung immer noch meilenweit vom OS X Komfort entfernt. Daher sind eigentlich nur Notebooks mit abgeschaltetem Touchpad erträglich – und daher auf TrackPoints angewiesen.
  • Schrift und Scrollen:
    Eigentlich bleibt nur Ubuntu, wenn man nicht auf „schöne“ Schrift und halbwegs flüssiges scrollen ohne grafische Aussetzer Wert legt. Klar kann ich bei Fedora mit TrueType-Fonts, Hinting, rgba und lcdfilter zumindest in Bezug auf die Schrift schon viel verbessern, zufrieden stellt mich das aber nicht wirklich.
  • Arbeitsseitig angewiesen auf Word, Excel und PowerPoint
    Die MS Office Version unter Mac OS ist weitgehend kompatibel mit der Windows Version. Wenn man original MS-Dokumente layoutgetreu überarbeiten können muss, gibt es kaum einen andere Möglichkeit. Für halbwegs layouterhaltende Textdokumente funktioniert LibreOffice zwar mittlerweile nicht schlecht und Tabellenkalkulation geht auch noch halbwegs, aber Präsentationen empfinde ich als kleine Katastrophe. Als Alternative immer Windows in einer VM laufen zu lassen geht zwar, allerdings ist mir Mac OS „only“ dann doch lieber als Windows@Linux…
  • Wenn man nichts außergewöhnliches will
    bekommt man unter OS X eigentlich alles was man braucht – und im Normalfall funktioniert das dann auch einfach. Gerade bei wichtiges Programme habe ich lieber eine einfach Bedienung mit wenigen Möglichkeiten (wie bei Time Machine) – die aber einfach funktioniert – als allen es allen möglichen Firlefanz einzustellen gibt, ich mir aber nicht zu helfen weiß, wenn dann mal was nicht funktioniert (wie zuletzt mit Sonderzeichen bei Deja Dup…).

The long way – von Mac OS X zu GNU/Linux?

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das könnte einer der Hauptgründe sein, weshalb es mir so schwer fällt, letztlich den Schritt weg von Apple und hin zu GNU/Linux zu gehen. Der Wille ist da, der Versand sagt ja (Snowden sei dank), aber das Gewohnheitstier in mir sagt nein. Warum? Vielleicht weil ich mich im goldenen Käfig des Unternehmens aus Cupertino so wohl fühle? Wohl kaum.

Meine Musik kaufe ich immer noch lieber (oftmals ja nicht nur gebraucht sogar deutlich billiger als online) auf altmodischen physischen Medienträgern (CD anyone?). Die lassen sich einfacher (legal) verleihen und bei späterem Nicht(mehr)gefallen auch wieder verkaufen. Filme und Serien? Laufen bei mir eher „einfach so“ aus dem Internet, über Amazon Prime Instant Video oder werden auf Blu-Ray käuflich erworben. Was also hält mich bei Apple?

An der Hardware und Qualität des MacBook Air 11 kann es nicht mehr liegen. Hier haben sich etwa mit den Asus Zenbooks, dem Dell XPS 13 und diversen anderen Geräten durchaus ansehnliche Konkurrenten im PC-Lager aufgetan. Auch wenn die lange Akkulaufzeit der MacBooks noch nicht immer erreicht wird, so wird die Differenz doch immer kürzen. Allenfalls bei dem wirklich sehr geringen Verbrauch der MacBooks im Standby sieht die PC-Front oftmals noch alt aus. Was ist also der Hauptgrund dafür, dass ich trotz diverser Versuche mit unterschiedlichen Notebooks, immer wieder zu meine MacBook zurückkehre?

Zum einen ist es wohl die nahtlose Interaktion zwischen iPhone, MacBook Air und iPad. Zuletzt vor allem dank Continuity… wobei der Sicherheitswahnsinn mit weitergeleiteten SMS-TANs eigentlich ein klares Gegenargument ist. Außerdem ist es ja mit Aufwand verbunden, seine Termindaten und Kontaktdaten auf eine andere Plattform zu migrieren und die einfache Synchronisation zwischen Notebook und Mobiltelefon sicherzustellen. Der Mensch ist halt faul. Nur keine unnötige Energie aufwenden/verschwenden… (das ist wohl auch der Hauptgrund, weshalb zwar alle Slacktivisten mega engagiert auf Teilnahmebuttons eindreschen, ansonsten aber eher nicht mit echter physischer Anwesenheit auf Demos glänzen).

Zum anderen halten einen wohl die liebgewonnenen Oberfläche und eingeschliffenen Handgriffe bei Mac OS X. Ubuntu kommt für mich dank seiner Philosophie in den letzten Versionen nicht in Frage. Aber wenn ich bei Fedora sogar Hand anlegen muss, um eine einigermaßen hübsche und leserliche Font hinzubekommen, bin ich schon das erste mal genervt. Und dann erst das Thema Konsistenz… bei Apple passen Betriebssystem- und Programmoberflächen und Bedienung zumindest halbwegs einheitlich zusammen. Bei GNU/Linux kommt das nicht so häufig vor. Manchmal wünschte ich, statt dem fünften Fork oder der sechsten Programmalternative würde sich die Open Source Entwicklergemeinde mal gemeinsam einer Oberfläche, einem Programm oder einer Distribution widmen. Ja, Geschmäcker sind verschieden, aber ein richtiges Gericht ist mir, auch wenn es nicht mein Lieblingsgericht ist, doch lieber als zwei halbgare. Aber das ist eigentlich meckern auf hohem Niveau. Denn eigentlich findet man für GNU/Linux alles an Software was man braucht (und allzu umständlich ist die Arbeit mit unterschiedlichen Programm- und Designphilosophien dann doch nicht).

Der Hauptgrund für die Entscheidung langfristig von OS X auf GNU/Linux umsteigen zu wollen, liegt aber nicht bei Programmen oder Design. Er liegt zum einen in den spätestens durch Snowden aufgeworfenen Notwendigkeit von sicherem Computing, Datenschutz und sicherer Kommunikation (security by obscurity liegt Open Source dann doch deutlich ferner als den Sicherheitsbemühungen von Apple, Microsoft und co.). Aber natürlich ist auch Apple schuld. Nicht weil ihr OS und ihre Programme immer schlechter werden würden, nein, viel schlimmer, sie werden immer einfacher (das neue Fotos ist da ein gutes Beispiel). Apple schafft es wie wohl nur wenige Unternehmen, weniger Funktionsumfang und ausladendere Freiflächen (mit großen Designelementen) (und Notebooks mit nur einem Anschluss…) als das nächste Level der Software- und Harware-Evolution zu verkaufen. Aber ernsthaft: Wer will schon iOS auf einem Arbeitscomputer? Ich finde ja schon das (mehr oder weniger einfache) überstülpen von iOS vom iPhone auf das größere Display des iPad nicht nur gelungen.

Fedora 21@Asus UX305 – Was geht?

DSC_0060Das Asus Zenbook UX305 ist eines der neuen lüfterlosen Notebooks mit Intel Core M Prozessor. Das Display misst 13,3 Zoll und kommt als entspiegeltes IPS Panel, entweder mit Full HD Auflösung (1920 x 1080 Pixel) oder mit QHD+ Auflösung (3200 x 1800 Pixel). Die Preise beginnen bei 799 Euro für die Full HD und 899 Euro für die QHD+ Version (jeweils mit 128 GB SSD und 8 GB Arbeitsspeicher; für die 256 GB SSD bezahl man 100 Euro Aufpreis).

Hochauflösendes Display, schlankes Design mit einer “Dicke” von 12,3 mm, ein Gewicht von 1200g, eine echte SSD (mit 128 oder 256 GB) und mit dem Core M einen Prozessor, der im Gegensatz zum Intel Atom auch mal etwas anspruchsvollere Aufgaben erledigen kann.

Wie schlägt sich das neue Asus Zenbook UX305 (bei mir in der Version F mit FullHD-Display) unter GNU/Linux? Mit Fedora 21 von Haus aus ziemlich gut. Die Installation klappt über ein externes CD-Laufwerk mit UEFI und eingeschaltetem Secure Boot problemlos.
Auch Hardwaremäßig gibt es nichts zu meckern:

Hardware Geht?
CPU Throttling Ja
Tochpad TapToClick / 2finger-Scrolling Ja / Ja
Intel Wireless 7265 Wlan Ja
Intel Bluetooth Ja (F2-LED leuchtet sobald Bluetooth angeschaltet wurde)
Intel Audio Ja
SD-Card Reader Ja
Kamera Ja

Viele Sondertasten funktionieren auch auf Anhieb:

Funktion Geht?
F1 – Suspend Ja
F2 – Flugmodus Nein (LED der Taste leuchtet sobald Bluetooth angeschaltet wurde)
F5 – Bildschirm dunkler Nein
F6 – Bildschirm heller Nein
F7 – Bildschirm an/aus Ja
F8 – Externer Bildschirm nicht getestet
F9 – Touchpad an/aus Ja
F10 – Mute Ja
F11 – Ton leiser Ja
F12 – Ton lauter Ja
Fn-A – Autohelligkeit Nein

Zum Regeln der Bildschirmhelligkeit habe ich hier eine Alternative mit Script und Tastenbelegung beschrieben.

Zum Stromverbrauch

Suspend to RAM funktioniert normalerweise problemlos (nur einmal hatte ich eine gpu hanging error beim Aufwachen).
Der Akku des Asus UX305F hat eine Kapazität von 45 Wh. Im Suspend-Modus ging die Akkuladung in 10 Stunden um 0,5 Wh zurück.
Mit installiertem TLP liegt der von powertop angezeigte Verbrauch bei 1/3 Bildschirmhelligkeit und leichtem Surfen, Blog schreiben etc. bei 4-6 Watt (bei HTMl5-Videos 8+ Watt). Die Angaben zur gesamte Akkulaufzeit variieren (powertop bzw. Fedora) unter diesen Bedingungen zwischen 7 und 10 Stunden.

Designsünden

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  1. Das Asus Zenbook UX305F ist mit unter 13mm ziemlich flach, entspricht ansonsten aber den normalen Maßen eines 13zöllers (bzw. denen des MacBook Air 13). Daher ist es schade, das die linke Tastenspalte (Esc bis Strg) doch sehr schmal geraten ist – und das, obwohl links und rechts neben der Tastatur noch jeweils 2,3 cm Platz bis zum Gehäuserand sind.
  2. Da das Gerät so flach ist, schiebt sich das Display beim Aufklappen leicht unter das Gerät und hebt es an. Ergonomisch bringt die sehr leichte Schrägstellung der Tastatur nicht viel, aber der Abstand zum Tisch hilft dem lüfterlosen UX305 wahrscheinlich bei der passiven Kühlung. An sich wäre dieses Design kein Problem, wären da nicht die beiden 3 mm breiten „Plastiknasen“ am unteren Rand des Displays, die für mit für das Anheben zuständig sind (und damit der Aludeckel nicht auf dem Tisch kratzt). Leider sind die Nasen ziemlich hart, so dass beim Tippen und Verschieben das Asus UX305 auf weicheren Holzplatten sofort Schrammen und Einkerbungen hinterlässt.
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  4. Platz im Inneren musste Asus scheinbar beim SD-Kartenslot sparen. Auf jeden Fall steht eine eingesteckte SD-Karte ganze 1,2 cm aus dem Gehäuse heraus.
  5. Leider hat es Asus nur geschafft, ein Micro-HDMI-Port zu verbauen und kein Mini-Displayport. Ob bspw. der Micro-HDMI auf VGA Adapter von Asus Tablets funktioniert konnte ich mangels Adapter (noch) nicht testen.
  6. Dem flachen Gehäuse und/oder dem Preis ist die Tastaturbeleuchtung zum Opfer gefallen. Na ja, finde ich nicht so schlimm. Dafür gibt es ein mattes FullHD-Display, ein lüfterloses Design, drei USB 3.0 Anschlüsse und ein Netzteil, das in der Abmessung in etwa dem des MacBook Air 11 entspricht. Leider verursacht das Netzteil bei mir kontinuierlich rasselnde Geräusche, wenn es an der Steckdose hängt.
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  8. Wer nicht hauptsächlich mit TapToClick arbeitet, sollte sich den Kauf des Asus Zenbook UX305 gut überlegen, denn die Hardwaretasten des Touchpad klicken sehr laut.