Das Ende von Linux auf dem Desktop

… zumindest für mich. Nach den letzten Versuchen mit dem XPS 13 9350 gebe ich meine Unternehmung, auf dem Notebook komplett von OS X nach Fedora zu wechseln, auf. Nachdem ich in den letzten zwei Jahren etwa zehn Notebooks mit GNU/Linux ausprobiert und dabei auch diverse Distributionen getestet habe (von denen mir nach wie vor Fedora mit Abstand am Besten gefällt), ist für mich jetzt Schluss.

Nicht weil GNU/Linux per se schlecht auf aktuellen Notebooks laufen würde. Irgendwie bekommt man es immer hin, dass die wichtigsten Funktionalitäten des mobilen Rechners ihren Dienst verrichten. Oft sind es dabei immer die selben Dinge, die auf dem Weg dorthin Probleme bereiten: stabiles WLAN (das auch im eduroam problemlos funktionierte) oder Suspend zum Beispiel.

Ich gebe meine Umstiegsversuche auch nicht auf, weil ich auf irgendwelche Programme angewiesen wäre, für die es unter GNU/Linux keinen Ersatz gibt. Eclipse ist ohnehin überall verfügbar und GIMP oder OpenOffice sind ziemlich mächtige Programme – offenbaren aber auch eines der meiner Meinung nach großen Probleme: der enorme Einarbeitungsaufwand. In Microsoft Office oder Photoshop erlernte Workflows muss man sich mühsam ab und neu angewöhnen (wenn man mehr als nur Bilder verkleinern oder fette Schrift nutzt). Kosten und Nutzen stehen für mich dabei in einem fraglichen Verhältnis. Es hilft auch nicht, dass unter GNU/Linux zwar vom Funktionsumfang her vergleichbare Programme verfügbar sind, Design und Aufbau aber eher in die Kategorie hässlich, uneinheitlich, umständlich und technikorientiert fallen. Wobei das natürlich auch Geschmacksache ist.

Selbstverständlich mag die Anpassbarkeit von Programmen oder die breite Distributions- und Desktopauswahl sowie deren Individualisierbarkeit viele Möglichkeiten mit sich bringen. Letzten Endes will ich aber mit dem und nicht am Betriebssystem oder Programm arbeiten. Das macht zwar oft Spaß, ist aber (auf Dauer) enorm unproduktiv (wenn man eigentlich was anderes machen will/soll). Für eine gute Zugänglichkeit würde ich sogar auf gewisse Funktionalität verzichten. Bei anderem tue ich mich dagegen schwer, Abstriche zu machen: etwa bei der Grammatikprüfung, bei der OpenOffice ebenso meilenweit von Word auf dem Mac entfernt ist, wie bei der automatischen Silbentrennung. Beides stört natürlich nicht, wenn man längere Texte ohnehin mit Latex schreibt, aber für den kurzen Brief und andere Einseiter zwischendurch, soll es dann doch möglichst schnell und komfortabel sein.

raspiIn der Konsequenz bleibt GNU/Linux bei mir jetzt da, wo es als komfortable Lösung hingehört: mit OpenELEC als MediaPlayer auf einem RaspBerry Pi 2, mit Baikal als CalDAV/CardDAV-Server auf einem RaspBerry Pi 1 und zur schnellen Verfügbarkeit, wenn man doch mal etwas rumspielen will, mit Manjaro in der VirtualBox. Auf dem Desktop bleibt es dagegen weiterhin bei OS X. Das ist weder eine perfekte noch eine ideale Lösung (und aus Open Source Gesichtspunkten für mich eigentlich auch keine wirklich erwünschte), aber eine, die für mich (eigentlich schon seit einigen Jahren) gut (genug) funktioniert. Die Zeit und den Aufwand für die bisherigen GNU/Linux-Notebook-Experimente investiere ich zukünftig lieber in andere Projekte.

ElsterFormular 2015@Mac OS X 10.10.3 Yosemite

UPDATE:

Eine Anleitung für das aktuelle ElsterFormular 2016 unter macOS Sierra 10.12.3 befindet sich HIER.

ALTER BEITRAG:

Jedes Jahr die gleiche Leier… nicht nur, dass immer wieder die unliebsame Steuererklärung ansteht, nein, auch an der bescheidenden Betriebssystemunterstützung des ungeliebten ElsterFormulars scheint sich Jahr für Jahr nichts zu ändern. Linux und Mac OS X werden wie gehabt offiziell nicht unterstützt. Aber das heißt ja zum Glück nicht, dass man nicht trotzdem seine Steuererklärung auf dem neuesten MacBook unter Yosemite machen kann. Die kalte Schulter der Finanzverwaltung für die nicht aus Redmond stammenden Betriebssysteme bedeutet nur, dass man sich zunächst etwas Arbeit mit Wine machen muss (vielleicht geht ja mit etwas Wein die Steuererklärung auch generell leichter von der Hand… ). Die folgende Anleitung basiert auf:

  • Mac OS X Yosemite Version 10.10.3
  • Wine 1.7.37
  • ElsterFormular 16.1.20150424
  • Foxit Reader 7.08.1216

Eventuell funktioniert diese Anleitung bei aktuelleren Versionen nicht mehr (Fehler bitte einfach kurz in einem Kommentar mitteilen). Jetzt aber zur Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Als erstes besorgen wir uns die aktuellste Version 1.7.37 von Wine für Mac über winebottler (Downloadlink) und installieren diese.
  2. Zum Zweiten benötigen wir natürlich das ElsterFormular (hier der Link zu der für diese Anleitung benutzten Version 16.1.20150424).
  3. Die heruntergeladene exe-Datei des ElsterFormulars sollte beim Doppelklick automatisch mit Wine geöffnet werden. Der Dialog „You are about to open a Wine file“ kann mit der Vorauswahl „Run directly in“ „/Users/NAME/Wine Files“ über Go abgenickt werden.
  4. Nach der Aktualisierung der Wine-Konfiguration und des Erstellen des Standard-Prefix sollte automatisch der Installationsdialog des ElsterFormulars starten. Der obligatorische Lizenzvertrag muss abgenickt und das standardmäßige Installationsverzeichnis kann einfach beibehalten werden.
  5. Die Installation wird zwischendurch mit der Fehlermeldung, dass die VC++ 2013 Laufzeit-Bibliothek nicht installiert werden konnte, unterbrochen. Wir ignorieren das zunächst einmal.
  6. Damit später das Ergebnis der Steuerberechnung und die Steuererklärung ausgedruckt werden können, benötigen wir noch ein PDF-Programm. Statt Adobe benutzen wir die Version 7.08.1216 des kostenlosen Foxit Readers (zum Download).
  7. Beim Doppelklick auf die Setup.exe sollte im „You are about to open a Wine file“ Dialog ebenfalls automatisch der Standard „Run directly in“ „/Users/NAME/Wine Files“ eingetragen sein, so dass wir der Installation das Go geben können.
  8. Auch beim Foxit Reader nicken wir die Eula ab, lassen den Standardinstallationsort stehen und belassen es bei der vollständigen Installation (den Resten einfach mit Voraus annehmen, außer der kostenlosen Testversion von PhantomPDF…).
  9. Nach der Installation nutzen wir das Angebot, den Foxit Reader einmal automatisch zu starten, um ihn dann gleich wieder zu schließen.
  10. Da Wine noch läuft, können wir einfach mit einem Klick auf das Weinglas den „File Manager“ starten. Hier navigieren wir zu „C:Program FilesElsterFormularbin“ und starten „pica.exe“, um das ElsterFormular zu starten.
  11. Das Umschalten zwischen den einzelnen Seiten der Steuererklärung verursacht bei jedem ersten Aufruf zwar eine kleinere Gedenksekunde, aber ansonsten funktioniert das ElsterFormular wie gewohnt. Das gilt auch für den automatischen Start des Foxit Readers, wenn etwa die Steuerberechnung aufgerufen wird.

Wie immer liefert natürlich auch die neue Ausgabe des ElsterFormulars keine Tipps und Tricks mit, die beim Steuersparen helfen würden. Wer also mehr als nur einige rudimentäre Ausfüllhinweise und eine logische Konsistenzprüfung haben möchte, kommt um eine Steuerberater, den Beitrag für den Lohnsteuerhilfeverein oder ein kostenpflichtiges Steuerprogramm nicht herum. Von letzteren gibt es heutzutage glücklicherweise auch einige, die nativ unter Mac OS X laufen. Dazu zählen für die Steuererklärung 2016 (also das Steuerjahr 2015) zum Beispiel:

  • WISO steuer:Mac 2016
  • SteuerSparErklärung MAC 2016

Daneben gibt es natürlich auch noch einige kostenpflichtige online basierte und daher ohnehin Mac-kompatible Services für die Erstellung der Steuererklärung.

UPDATE:
Nach dem Absenden der Steuererklärung an das Finanzamt kann es vorkommen, dass Elster hängenbleibt bzw. abstürzt – das Formular wurde dennoch an das Finanzamt übertragen. Der Fehler lässt sich reproduzieren, wenn nach dem Neustart des Programms über “Drucken->Drucken der komprimierten Steuererklärung / des Übertragungsprotokolls” versucht wird, den schriftlich einzureichenden Ausdruck der komprimierten Steuererklärung auszudrucken. Glücklicherweise erstellt Elster jedoch vor dem Absturz eine PDF-Datei der komprimierten Steuererklärung. Die Datei kann einfach über einen Rechtsklick auf das Wine-Symbol in der Taskleiste über den dort zu findenden “File Manager” kopiert werden. Das PDF befindet sich unter “c:usersBENUTZERNAMEApplication Dataelsterformularpicatmp” (alternativ über das Terminal unter “~/Wine Files/drive_c/users/BENUTZERNAME/Application Data/elsterformular/pica/tmp/”).

Gegenrede: Doch lieber Mac OS X statt Linux…

…zumindest auf dem Desktop? In den letzten Monaten habe ich versucht meine MacBook Air durch sieben unterschiedliche Notebooks (Lenovo Yoga 3 11, Lenovo Yoga 11s, Surface Pro 2 und 3, Samsung Series 9 900x3g, Lenovo Thinkpad Yoga, Asus Zenbook UX305) und GNU/Linux zu ersetzen (Ubuntu, Xubuntu, Debian Jesse und Fedora 21). Diesen Versuche sehe ich als gescheitert an. Letztlich liegt das nicht an der rein technischen Seite. Denn ob die gesamte Hardware von Linux unterstützt wird, ist zwar bei Notebooks extrem unterschiedlich, aber auch bei optimaler Unterstützung bleiben für mich zu viele Kompromisse. Dazu gehören unter anderem:

  • Ewig das gleich Thema: Touchpad
    Keine Frage, Touchpads funktionieren unter Linux mittlerweile (natürlich notebookabhängig) sehr viel besser, als ich es in Erinnerung habe. Allerdings sind die Unterdrückung ungewollter Mausbewegungen und die Handballenerkennung immer noch meilenweit vom OS X Komfort entfernt. Daher sind eigentlich nur Notebooks mit abgeschaltetem Touchpad erträglich – und daher auf TrackPoints angewiesen.
  • Schrift und Scrollen:
    Eigentlich bleibt nur Ubuntu, wenn man nicht auf „schöne“ Schrift und halbwegs flüssiges scrollen ohne grafische Aussetzer Wert legt. Klar kann ich bei Fedora mit TrueType-Fonts, Hinting, rgba und lcdfilter zumindest in Bezug auf die Schrift schon viel verbessern, zufrieden stellt mich das aber nicht wirklich.
  • Arbeitsseitig angewiesen auf Word, Excel und PowerPoint
    Die MS Office Version unter Mac OS ist weitgehend kompatibel mit der Windows Version. Wenn man original MS-Dokumente layoutgetreu überarbeiten können muss, gibt es kaum einen andere Möglichkeit. Für halbwegs layouterhaltende Textdokumente funktioniert LibreOffice zwar mittlerweile nicht schlecht und Tabellenkalkulation geht auch noch halbwegs, aber Präsentationen empfinde ich als kleine Katastrophe. Als Alternative immer Windows in einer VM laufen zu lassen geht zwar, allerdings ist mir Mac OS „only“ dann doch lieber als Windows@Linux…
  • Wenn man nichts außergewöhnliches will
    bekommt man unter OS X eigentlich alles was man braucht – und im Normalfall funktioniert das dann auch einfach. Gerade bei wichtiges Programme habe ich lieber eine einfach Bedienung mit wenigen Möglichkeiten (wie bei Time Machine) – die aber einfach funktioniert – als allen es allen möglichen Firlefanz einzustellen gibt, ich mir aber nicht zu helfen weiß, wenn dann mal was nicht funktioniert (wie zuletzt mit Sonderzeichen bei Deja Dup…).